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Das pädagogische Konzept

Das pädagogische Konzept wurde in seinen Kerngedanken von Lord Robert Baden-Powell (BP) in seinem Buch „Scouting for Boys“ beschrieben. Es konzentriert eine Hand voll Gedanken, die das pfadfindersche Handeln, insbesondere das Handeln aus der Perspektive der Leitenden, leiten und tragen soll. Die vier Kernelemente sind

  • Learning by Doing,
  • Groß- und Kleingruppen,
  • fortschreitend attraktive Programmentwicklung
  • und das Versprechen und Gesetz.

Dazu gibt es fünf Methoden, die diese Kernelemente verwirklichen sollen. Diese sind

  • die Projektmethode,
  • Reflexion,
  • Fahrt und Lager,
  • Stufenwechsel,
  • und Mitbestimmung.

Der Anspruch der Pfadfinderbewegung ist schon nach BP immer gewesen, mehr Bewegung als Organisation zu sein, daher brauchen nicht alle Elemente und Methoden eine Erklärung: Sie bedeuten einfach das, was alltagssprachlich darunter vorzustellen ist.

Die Kernelemente

Dies ist beispielsweise der Fall für Learning by Doing. Erfahrungen und Lernfortschritte werden durch das Ausprobieren gemacht. Scheitern gehört genauso zum Lernprozess. Die Arbeit in Groß- und Kleingruppen zielt insbesondere auf den Wechsel von Groß- und Kleingruppen ab, da sich Kinder und Jugendliche in unterschiedlichen Konstellationen unterschiedlich einbringen und entwickeln können. Ebenso kann es in jeder Stufe vorgegebene Kleingruppen geben (Rudel, Meute, Trupp), die ihre eigenen Rituale, Werte und Überzeugungen entwickeln.

Die fortschreitend attraktive Programmentwicklung trägt dem zunehmenden Alter, aber auch Fährigkeits- und Kenntnisgewinn der Kinder und Jugendlichen zu. Während in den jüngeren Stufen die Verantwortung zur Planung bei den Leitenden liegt, geschieht dies in den älteren Stufen zunehmend selbstständig. Damit wird bei den Jugendlichen das Programm immer an den eigenen Interessen am Rande des eignen Kenntnisbereichs oder des Kenntnisbereichs der Gruppe orientiert sein.

Schließlich gibt es das Versprechen und Gesetz, was zumindest zu Beginn deutlich restriktiver klingt als alles andere. Mit dem Gesetz ist im wesentlichen das Pfadfindenden Gesetz gemeint, welches hier zu finden ist. Dieses Dokument wird vom Bundesverband DPSG herausgegeben und regelmäßig in seiner Formulierung und Darstellung auf die aktuelle Zeit angepasst. Es fasst wesentliche Merkmale des Pfadfinder:inseins zusammen und möchte aus seiner Definition ein Handlungsbild geben. Das Versprechen unterstützt dies in Form einer selbstformulierten Absichtserklärung. In der Regel wird das Versprechen in einer rituellen Form, die die Gruppe selbst oder mitbestimmt, vorbereitet und abgelegt. Jedes Versprechen hat in seiner Formulierung den gleichen Wert und die gleiche Bedeutung. Aus der typischen Pfadfindertradition gibt es ein Versprechen gegenüber sich selbst, gegenüber der Gruppe und gegenüber Gott. Diese Dreiteilung stößt gelegentlich auf Widerstand, der durch eigene Interpretation umgangen werden kann und soll. Das abgelegte Versprechen wird schließlich durch einen kleinen Knoten am Halstuch markiert.

Die Methoden

Die Projektmethode ist schlicht und ergreifend genau das: die Methode ein Projekt durchzuführen. Die Pädagogik lässt sich noch über Schrittfolgen und Kriterien aus, jedoch kann im Allgemeinen jedes Vorhaben als Projekt identifiziert werden. Kinder und Jugendliche sollten im Laufe der Zeit erfahren, welche Schritte bei Vorhaben tendenziell dazu führen, dass sie erfolgreich sind und sich dann Projekte suchen, die sie erfolgreich umsetzen können. Dennoch bleibt eine zentrale Erfahrung, dass Projekte auch scheitern können.

Das Scheitern eines Projekts als Beispiel stellt einen Einschnitt in das Gruppenerlebnis dar. Bei der Reflexion geht es darum die eigene Wahrnehmung mit der Gruppe zu teilen. Schuldzuweisung und Diskussion von Aussagen sind hier fehl am Platz, da jede:r angehalten ist, aus der eigenen Perspektive zu berichten, welche immer wahr ist. Das Ertragen, aber auch das Bewundern und Hören von anderen Wahrnehmungen ist zentraler Lerngegenstand der Reflexion.

Die Fahrt oder das Lager ist möglicheweise das, was Pfadfindenden am ehsten zugeschrieben wird. In unserem Stamm unterscheiden wir zwischen dem Pfingstlager (am Pfingstwochenende, 3 Tage), dem Sommerlager (in den Sommerferien, ca. 14 Tage) und Wochenendaktionen. Das Pfingstlager ist ein Stammeslager, was bedeutet, dass alle Gruppen des Stammes dabei sind. Für die Zeit des Lagers sind wir an einem festen Ort. Das Sommerlager kann ein Stammeslager sein oder von den Stufen selbst organisiert sein. In der Form als Stammeslager teilt sich das Lager üblicherweise in einen Teil als Standlager am festen Platz und einer Zeit als Hajk, bei der die Gruppen eigenständig unterwegs sind (in Leiter:innen Begleitung). In Stufenlägern sind die Stufen für die vollständige Organisation von Anreise bis Unterkunft selbst verantwortlich.

Der Stufenwechsel beschreibt den rituellen Übergang von einer Stufe in die nächste. Es soll symbolisieren, dass nun eine neue Alterszeit anbricht, in der neue Regeln gelten und neue Abenteuer warten. Üblicherweise überlegen sich diejenigen, die in der Stufe bleiben, Aktivitäten oder Herausforderungen, die diejenigen, die neu in die Stufe aufgenommen werden, erfüllen müssen. Gleichzeitig ist es auch ein Ort des Abschieds bei dem die Freund:innen aus der alten Stufe zurückgelassen werden müssen.

Die Mitbestimmung ist ein zentrales Thema, welches nicht nur in der täglichen Gruppenarbeit, sondern auch auf institutionellen Ebenen praktiziert wird. So haben beispielsweise alle Stufen das Recht und die Pflicht bis zu zwei Vertreter:innen in die Stammesversammlung zu entsenden, welches das höchste beschlussfassende Gremium des Stammes ist. Dies schließt also auch Kinder im Alter zwischen 6 bis 10 Jahre mit ein. Darüber hinaus muss Mitbestimmung als solche beworben, angeleitet, erklärt und verständlich gemacht werden, damit schon Kinder lernen, ihr Mitspracherecht in Anspruch zu nehmen.

Doch mehr Organisation als Bewegung?

Pfadfinderarbeit lässt sich formal auf diese neun Punkte runterbrechen. Pädagogisch interessierte können jeden einzelnen Punkt auf mehrere Seiten auslegen, doch die Essenz wird nicht erhöht. Es ist in der Leitungstätigkeit auch nicht wichtig alle Punkte jederzeit richtig aufzusagen. Essenzieller ist es, die eigene Handlung durch Gewöhnung an die Kerngedanken auszurichten. Wichtig ist ebenfalls ein gutes Alltagsverständnis gefüllt mit Pfadfindervokabular, was ein ausreichendes Verständnis der Pädagogik sichert. Damit kann die Pädagogik zur Selbstdefinition werden: Learning by Doing.

Autor: Aron Kordt